Wie die Ortsnamen auf –leben ausweisen, haben sich die Warnen und Heruler und vermutlich auch die Haruden in der fruchtbaren Niederung und an Wasserläufen niedergelassen, das Gebirge und sein bewaldeter Rand wurde von ihnen nicht besiedelt. Darum hat das Gebiet, Nr. I, zwischen Harz, Bode, Bruchgraben, Oker und Ilse eine im ganzen einheitliche Mundart. Hier hat man die alten langen Vokale i und u: mîn hûs; den Umlaut ü und ö: hüser, hören; bildet die Gegenwart mit et: wei lêwet; spricht bost, wost Brust, Wurst; nist, gaus, gäuse, ûse, midde, kômen; langes e, o, ö wird, vielleicht nicht überall, wie êe, ôe, öe gesprochen, z. B. êek, kêese, ôek, köenich, z. B. in Drübeck, Altenrode, Wernigerode, Beckenstedt, auch in Schwanebeck, wenn die Leute sich gemütlich unterhalten, jedoch nicht in lebhafter Rede. So hörte ich im Gespräch mit einer älteren Frau schöene neben schöne. Dieser e-Nachschlag fehlt in Benzingerode, Derenburg, Langenstein, Harsleben.

 

 

 

Gleichnis vom verlorenen Sohn in Harslebener Mundart. I.

11. Un hei säe: En Minsche harre twei Jungens.
12. Un de jingeste von se säe tau sîn’n Vâder: "Vâder, jiff meck doch dat Deil von unsen Krâme, wat meck emâl taukummet!" Un hei jâf ne sin Arbdeil.
13. Un nich lange dernâ'e nâm de jingeste Junge alles tesamme un trekke wit wech ewwer Land un dâ vorfrâte un vorsôpe sîn Krâm. (Un dâ brochte sîn Krâm under).
14. Wi hei nû alles dorch ebrocht harre, kâm ne grôte Hungerschnôt ewwer et ganze Land, un hei moste nû Hungerpôten sûn.
15. Un dâ vormê'e sek bì'n Bûr in'n Lanne; däi schicke êne nân Felle, de Swîne te heun.
17. Dâ junke in seck un säe: "Wû vêl Dâgelêners hat mîn Vâder, däi het Brôte nauch un satt, un eck hewwe nist te bîten un te bräken!"

 

Derenburger (Dêrenbörsch) Platt. I.

In'n Jâre nejjen hundert drei un nejjentich wâr de junke Kaiser Otto hîr op'm Slosse, un als hei â'n schönen Dâe spazîren junk, j efolt 'ne en schönen Schimmel, dän en Bûr vor'n Plaue harre. De Kaiser wolle dat Pêrt jêrn heb'n un sprôk dän Bûr drop ân. De Bür tôch de Plettje von'n Koppe un sä: "Cha, vor ümmesüst jêw' ek nist wech, un'n gût wôrt sitt bî mek feste. Alse grâde rût: wenn ek dän Barch dâ dervôr innetûschet krî, denn bin ek dermidde tefrên." Dâ dreich de Kaiser dat Pêrt un de Bûr'n Barch. De Barch is hüte noch dâ un hett (heißt) dâ dernâe de Kaiserbarch, dän Kaiser sîn Pêrt âwerst is lengest dôte.

 

Schwanenbecker Mundart I.

In Schwânebeck dâ lêwe ek, Op de Ecke wône ek, Greune Lâdens hewwe ek, Maurensaft verköpe ek, Wär mek nicht wett, Dä frâ nâ mek.

Crottendorfer Mundart. I.
(Antwort des Herrn Ortsvorstehers auf meine Anfrage)

Hîr in Crottorp spräkt wei alle platt. Wei spräkt âwer nich Jott, Jans, jût, Jlâs, jrôt, slân, smîten, snîn, stân, Swîn, sonder Gott, Gaus, gût, grôt, Glâs, schlân, schmîten, schnîn, schtân, Schwîn. Un denn daut wei ôk nich lêben, sondern wei lêwet. In Hordorf sräkt se balle âm'so wî hîr, âwer dâ sejet se z. B. dû sost nâ Hûs kôm'n, wi sejet: dû sost nô Hûs komm, dat "o" ganz kort. Wenn Sei nû noch wat wet'n willt, denn frân Sei noch mâl nâ. Se mett mick denn âwer ôk schrîem, wûtau Sei dat eijentlich wett'n willt, denn sân se, ik bin nû doch jespannt wî sonn Flitzbôgen. Ik will âwer glik dâ drop opmerksâm mâken, dat de Lîe in Schwannebeck wedder ganz anders spräkt wî hîr, denn dâ sejjet se "ek" un wei sejjet "ik". Nû schrîem Se balle mâl wedder.

 

Sprichwörter und Reime aus der Halberstädter Gegend.

Wenn de Kinder ören Willen krît, denn schrît se nich.
Ut Kinder wert Lüe, ût Mêkens wert Brüe.
Dê sînen Kindern jift et Brôt un litt denn endlich sülben Nôt, dän slâ man mit'n Knüppel dôt.
En Bûre blift'n Bûre, un wenn'e bet Klokke nejjene slöpt.
Glücke mot'n heb'n, sä de Bûre, dâ storf sîne Frû un kalwe sîne Kau.
De Bûrfrû kann in öre schörte mêr ût'n Huse drân wî de Bûr op'n Wân rinfeurt.
Wemme von'n Düwel sprikt, denn stait'e op de Ecke (isse nich wît).
Vor Jelt kamme'n Düwel danzen lâten.